Evangelische Kirche verkauft
Am 1. Mai wurde die Evangelische Kirche in Wegscheid (ehem. Markt Wegscheid), der die Gemeinde selbst den Namen Emmaus-Bethaus gegeben hatte, entwidmet. Das Kirchen- und Wohngebäude wird, wie die gesamte, sehr große Liegenschaft, verkauft werden.
1952 kamen die Grundstücke in den Besitz der evangelisch-lutherischen Gemeinde. 1956 begann diese darauf das Emmaus-Bethaus zu errichten. Seit 7. Juli 1957 war diese Kirche das seelsorgerliche und religiöse Zentrum der evangelisch-lutherischen Gemeinde in Wegscheid und Umgebung gewesen. Nicht nur die Geschichte dieser Kirche, sondern auch die der Gemeinde geht damit sichtbar zu Ende.

Die Entwidmung des evangelischen Bethauses (umgangssprachlich „Profanierung”) zeichnete sich schon seit etlichen Jahren ab. Es wurde – zumindest nicht sichtbar und von außen nachvollziehbar – seit einigen Jahrzehnten kaum mehr etwas, beziehungsweise nichts mehr in die Bausubstanz investiert
Die Gemeinde der Wegscheider, evangelisch-lutherischen Bekenntnisses, schwand, weswegen zuerst Anfang der Siebzigerjahre die Pastorenstelle aufgelassen wurde. Nachdem die zunächst regelmäßige Betreuung durch die Pastor*innen aus Hauzenberg immer unregelmäßiger wurde und schließlich ganz ausblieb, löste sich auch die Gemeinde mehr oder weniger auf. Seit 2016 wurde hier keine Liturgie mehr gefeiert. Bis Anfang 2021 war das Pfarrhaus von der Mesnerin, dem guten Geist der Gemeinde, noch bewohnt. Seither stand das Gebäude leer und nun steht der Abriss bevor.
Das ist jedoch nicht nur ein Verlust für die evangelisch-lutherische Gemeinde insgesamt, sondern auch für den Markt Wegscheid, auch wenn, wie beispielsweise der Blick auf die Webseite des Marktes Wegscheid belegt, die evangelische Kirche schon lange wie weggelegt, unerwähnt und ungesehen geblieben war.




Seit der Entwidmung des Bethauses ist über ein Jahr vergangen. Über den aktuellen Stand, wie die Liegenschaften verwertet werden, gibt es keine öffentlich zugänglichen Informationen. Allerdings verwildern Kirche und Garten. Ein trauriges Bild.


Liegenschaft (FlNr.) |
Markt Wegscheid, 437 /2 & 437/5 (Pfründestiftung) |
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Adresse |
Adalbert Stifter Straße 38, 94110 Wegscheid |
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Eigentümerin |
Bis Ende Juni 2021 Evangelisch-Lutherische Gemeinde und Evangelisch-Lutherische Pfründestiftung in Bayern |
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Grundstück erworben |
1952 |
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Fläche |
~ 5.000 m² |
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Art |
Bethaus und Wohnung (ursprünglich Vikariats-Wohnung, dann für 37 Jahre Wohnung der Mesnerin) |
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Widmung |
Emmaus ( (Lk 24,13-29 EU) |
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Erbaut (Gewidmet) |
1957 (1.7.1957) | |||
Entwidmet | 1.5.2021 |
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Grundstück verkauft |
2021 |
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Abgerissen |
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Geodaten |
48.598345, 13.789916 | |||
Fotonachweis: Luftaufnahme © 2019 Bernhard Watzinger - https://www.bernhard-watzinger.de/ - Sämtliche anderen Fotos beim © 2021 Autor des Beitrags
Hinweis: Es wird in diesem Wegscheid Blog noch ausführlichere Beiträge zur Geschichte und zu Geschichten der Emmaus Kirche in unmittelbarer Nachbarschaft zur Kohlbauerkapelle mit ihrem wunderschönen Linden-Ensemble geben.
1 Kommentar
Kommentar von: 94110 Besucher
Die Architektur wirkt überhaupt nicht niederbayrisch. Das kommt wohl daher, dass ein großer Teil der Gemeinde n ach dem Krieg aus sogenannten „Vertriebenen” bestand, die aus dem Norden kamen. Der Baustil wirkt irgendwie nordisch und ist mir sehr sympathisch.
So geht für Wegscheid nicht nur ein funktionales Gebäude verloren und ein Stück Konfessionsgeschichte, sondern auch ein exotischer Ausreißer in der Baukultur des ansonsten doch eher eintönigen lokalen Baustils, auch wenn die Wegscheider die Qualität des Baus nicht erkennen mögen.
Weiß jemand, ob es da einen Architekten gab, oder ob das in gewissem Maß „anonyme Architektur” ist?
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